Overture Maps — eine neue Ära der Kartierung durch die Fusion offener und kommerzieller Daten
Wenn es um Kartenerstellung, räumliche Analysen oder digitale Simulationen unserer realen Welt geht, ist eines entscheidend: Geodaten. Je nach Anwendungsbereich können eigene Daten verwendet werden, doch oft werden diese durch „generische“ Daten wie Straßen, Gebäude oder Verwaltungsgrenzen erweitert werden müssen. Es gibt viele Datenanbieter, die sich in eine von zwei Kategorien einteilen lassen: offener oder proprietärer Datenzugang.
Offene und kommerzielle Datenanbieter
Der mit Abstand bekannteste und beliebteste Open-Data-Anbieter ist OpenStreetMap Karten (OSM), ein Gemeinschaftsprojekt, das eine frei zugängliche, bearbeitbare Weltkarte erstellt, an der jeder mitwirken kann. Die globale Community besteht aus Millionen von Mitwirkenden. Jeder, auch Sie, kann all das zu kartieren, was noch nicht erfasst ist. Ein großer Vorteil von OSM ist der hohe Detaillierungsgrad: Sogar Details wie die Art des Fußgängersignals werden erfasst. Da die Daten von Menschen gesammelt und überprüft werden, ist die Datenqualität hoch. Ein Nachteil jedoch ist die Inkonsistenz: OSM-Daten sind stark abhängig von den Beiträgen der Community, weshalb es starke regionale Unterschiede in der Datenqualität und -verfügbarkeit gibt.
Kommerzielle Datenanbieter hingegen setzen oft auf weniger Details, um für Konsistenz zu sorgen. Sie kombinieren den Einsatz von Mitarbeitern vor Ort mit modernen Algorithmen, die Informationen aus Luft- und Satellitenbildern extrahieren. Besonders in entlegenen und sich rasch verändernden Regionen ist dieser Ansatz von Vorteil.
Kurz gesagt, OSM punktet bei der Datenqualität, während kommerzielle Anbieter bei der Datenmenge führen. Hier kommt Overture Maps ins Spiel.
Was ist Overture Maps?
Overture Maps ist ein Open-Data-Projekt, das 2022 von der Linux Foundation ins Leben gerufen wurde. Ziel ist es, ein nutzerfreundliches und interoperables Geodatenprodukt zu schaffen, das Daten aus offenen und kommerziellen Quellen vereint. Zu den Mitgliedern zählen Branchenriesen wie Amazon, Meta, Microsoft und TomTom. Gemeinsam mit Open-Data-Projekten schaffen sie einen größeren und konsistenteren Datensatz als je zuvor.
Datensätze zusammenführen — Hierarchie und Schema
Um mehrere Datensätze zusammenzuführen, benötigt man eine Hierarchie, die bei Überschneidungen entscheidet, welche Daten verwendet werden. Hierbei spielt die Zuverlässigkeit eine zentrale Rolle. Overture Maps bewertet von Menschen gesammelte Daten als verlässlicher als maschinell gesammelte.
Beispielsweise werden Gebäudegrundrisse von OSM höher eingestuft als die von Microsoft, die mittels maschinellem Lernen erkannt wurden. Sind für ein Gebäude sowohl OSM- als auch Microsoft-Daten verfügbar, verwendet Overture die OSM-Daten. Bei fehlenden OSM-Daten greift Overture jedoch auf die Microsoft-Daten zurück und kombiniert diese Informationen für ein vollständiges Bild.
Ein weiteres Beispiel: Fehlt eine Gebäudehöhe in OSM, ergänzt Overture diese mit Schätzungen aus dem USGS LiDAR-Programm, das mithilfe von Lasern detaillierte dreidimensionale Informationen über die Erdoberfläche erfasst.
Natürlich ist diese Hierarchie weitaus umfangreicher und detaillierter als hier beschrieben. Neben der Erfassungsmethode variiert die Zuverlässigkeit der Daten je nach Standort, Objekttyp (Straße, Gebäude, Grenze usw.) und anderen Faktoren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Integration mehrerer Datenquellen ist die Erstellung eines Schemas (oder Datenmodells), in das alle Merkmale überführt werden. Overture hat dazu ein Schema entwickelt, das die Attribute eines Features auf eine höhere Ebene abstrahiert. Stellen Sie sich dabei einen sehr präzisen und einen weniger genauen Datensatz vor. Um beide konsistent zusammenzuführen, müssen sie auf eine höhere, abstraktere Ebene gebracht werden. So werden Gebäude, die zuvor als Lagerhaus, Schuppen oder Mehrfamilienhaus kategorisiert waren, nun in allgemeine Gebäudetypen eingeordnet. Die Klassifizierung von Daten aus verschiedenen Quellen in ein einheitliches Schema erfordert viel Zeit und Aufwand. Overture Maps übernimmt diese Aufgabe und reduziert damit den Verarbeitungsaufwand auf der Benutzerseite erheblich.
Datenzugang
Overture Maps versteht sich als Daten-, nicht als Dienstanbieter. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Datenerstellung, nicht auf der Distribution. Die Daten sind für Entwickler gedacht, die darauf basierend eigene Dienste aufbauen möchten. Statt eines Download-Buttons stellt Overture Maps die Daten über eine API als cloud-optimierte Parquet-Dateien bereit, um die nahtlose Integration in cloud-native Lösungen zu ermöglichen.
Aktuell bietet Overture Maps fünf Datenebenen an: Admins (Verwaltungsgrenzen), Basis (Wasseroberflächen und Landflächen), Orte (reale Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten), Transport (Verkehrsinfrastruktur wie Straßen und Fährrouten) und Gebäude. Zukünftig sollen weitere Datenebenen folgen.
Weitere Ressourcen und Unterstützung
Overture Maps ist ein fortlaufendes Projekt. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich dieses Datenprodukt entwickelt, wer sich anschließt und was daraus entsteht.
Für weitere Informationen über Overture steht die offizielle Website zur Verfügung. Darüber hinaus bietet diese Folge des MapScaping Podcasts wertvolle Einblicke in das Thema.
Interessieren Sie sich für die Arbeit mit Overture- oder Geodaten allgemein? Mapular ist ein Unternehmen, das sich auf maßgeschneiderte Geodatenlösungen spezialisiert hat. Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören.